Die Überprüfung und Anpassung von Verträgen mit IT-Lieferanten, um die zahlreichen Anforderungen von DORA zu erfüllen, stellt für Finanzunternehmen eine große Herausforderung dar – insbesondere angesichts des Stichtags 17. Januar 2025. Ein effizienter, systematischer und digitaler Reviewprozess ist der Schlüssel zur Gewährleistung einer DORA-konformen Vertragslandschaft.
Die DORA ist am 17. Januar 2025 in Kraft getreten und ist von den betroffenen Finanzunternehmen anzuwenden. Für nationale Sonderkonstellationen hat der Bundestag durch das am 18. Dezember 2024 verabschiedete Finanzmarktdigitalisierungsgesetz (FinmadiG) offene Fragen zum Anwendungsbereich der DORA geklärt. So gilt die DORA in Deutschland nunmehr ab dem 17. Januar 2025 auch für die Investitions- und Förderbanken der Bundesländer sowie für die KfW. Für sonstige Institute nach dem KWG, die keine CRR-Kreditinstitute sind (z.B. Leasing- und Factoringinstitute), gelten die meisten Anforderungen der DORA erst ab dem 1. Januar 2027. Eine Rückausnahme gilt für die Vorschriften des Meldewesens der DORA, die bereits jetzt auch für sonstige Institute gelten.
Parallel zum Inkrafttreten der DORA hat die BaFin die nationalen aufsichtsrechtlichen Anforderungen an die IT aufgehoben. Für die Vorgaben der KAIT, VAIT und ZAIT gilt dies vollständig seit dem 17. Januar 2025. Die BAIT werden insoweit aufgehoben, als sie Unternehmen betreffen, die ein IKT-Risikomanagement nach DORA betreiben müssen. Für alle anderen bisher der BAIT unterliegenden Unternehmen bestehen diese fort bis ab dem 1. Januar 2027 auch für die sonstigen Institute die vollständige Umstellung auf die DORA erfolgt.
Soweit noch nicht geschehen, ist es den betroffenen Instituten dringend anzuraten, spätestens jetzt die Umsetzung der DORA mit vollem Nachdruck zu betreiben. Soweit aktuell Umsetzungsprojekte in den Instituten auf Basis der BAIT, KAIT, VAIT oder ZAIT bestehen, sollten diese (ggf. in Abstimmung mit der BaFin) auf die DORA umgestellt werden.
Die BaFin hat am 8. Juli 2024 erstmals eine Aufsichtsmitteilung mit Umsetzungshinweisen zu DORA als (nicht verbindliche) Hilfestellung für die betroffenen Finanzunternehmen veröffentlicht (BaFin - Aktuelles - Aufsichtsmitteilung Umsetzungshinweise DORA).
In Bezug auf die vertragliche Umsetzung der DORA sind insbesondere folgende Punkte von Bedeutung:
Im Ergebnis hat die BaFin damit nun auch ausdrücklich formuliert, dass die betroffenen Finanzunternehmen unmittelbar in die vertragliche Implementierung der DORA einsteigen müssen.
DORA: Die Reaktion der EU auf Cybersecurity-Bedrohungen
Am 27. Dezember 2022 führten das Europäische Parlament und der Rat die Verordnung (EU) 2022/2554 ein, die gemeinhin als Digital Operational Resilience Act oder DORA bekannt ist. Ihr Hauptziel ist es, die IT-Sicherheit von Finanzunternehmen wie Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen zu verbessern. Complianceanforderungen für bestimmte Verträge als Teil des „Management des IKT-Drittparteirisikos“ ist eine der fünf Säulen von DORA.
Die fünf Säulen von DORA
DORA harmonisiert und konsolidiert Schlüsselelemente bestehender Rahmenwerke und Standards für die digitale Resilienz in der EU und führt gleichzeitig neue Anforderungen ein. DORA konzentriert sich auf fünf Hauptbereiche: Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)-Risikomanagement, Umgang mit IKT-bezogenen Vorfällen, Prüfung der digitalen operationellen Resilienz Management des IKT-Drittparteirisikos und Informationsaustausch.
Management des IKT-Drittparteirisikos als Contracting-Herausforderung
Im Rahmen der Säule “IKT-Drittanbieter-Risikomanagement” sind die Finanzunternehmen unter anderem dafür verantwortlich, dass ihre vertraglichen Vereinbarungen mit IKT-Drittanbietern mit den in der DORA festgelegten Anforderungen übereinstimmen. Eine zentrale Bestimmung, die diese Anforderungen regelt, ist Art. 30 DORA. Lesen Sie hier Art. 30 DORA im Volltext
Weitere Anforderungen sind in der DORA und den dazugehörigen technischen Regulierungs- (RTS) und Implementierungsstandards (ITS) festgelegt.
Letztlich müssen die Finanzunternehmen alle relevanten Vereinbarungen ermitteln, sammeln, überprüfen und gegebenenfalls ändern. Die Frist für den Abschluss dieser Maßnahmen ist der 17. Januar 2025.
Die Herstellung von DORA-Vertragscompliance ist aufgrund ihres Umfangs und des Aufwands, der für die Überprüfung und Neuverhandlung komplexer Verträge innerhalb kurzer Zeit erforderlich ist, eine erhebliche Herausforderung.
Der technologiegestützte Ansatz von Deloitte Legal
Unser dreistufiger Ansatz hilft Ihrem Unternehmen, die verschiedenen Herausforderungen der DORA-Vertrasgscompliance zu meistern.
In der Vorbereitungsphase konzentrieren wir uns darauf, die in Frage kommenden Verträge zu identifizieren, den gewünschten Zielzustand zu definieren und einige rechtliche Eckpfeiler festzulegen, z. B. die Kriterien für die Entscheidung, ob ein Vertrag kritisch oder unkritisch ist. Außerdem führen wir eine erste Bewertung Ihrer Vertragslandschaft durch.
In der anschließenden Gap-Analyse führen wir eine technologiegestützte rechtliche Prüfung Ihrer relevanten Verträge durch, um den Grad ihrer DORA-Konformität zu bewerten, oder wir diskutieren andere Ansätze, wie z. B. die pauschale Änderung aller relevanten Verträge durch standardisierte oder individualisierte DORA-Anhänge. Optional kann unsere rechtliche Analyse auch auf andere wichtige Themen wie z.B. die Einhaltung der GDPR ausgeweitet werden.
Ziel der Implementierungsphase ist es, alle relevanten Verträge so zu aktualisieren, dass sie den DORA-Anforderungen entsprechen. Unser Team aus Juristen und Legal Engineers kann Sie bei der gesamten Bandbreite solcher Vertragsanpassungen unterstützen, einschließlich der Massenproduktion von standardisierten oder individualisierten DORA-Anhängen, der Beantwortung von Fragen der Vertragspartner, der Verhandlung der gewünschten Vertragsänderungen, der Koordinierung der Unterschriften und der Einspeisung der unterzeichneten Versionen in Ihr Vertragsmanagement. Wir erstellen gemeinsam mit Ihnen ein Verhandlungs- und Q&A-Playbook, um volle Transparenz darüber zu schaffen, wie wir in Ihrem Namen mit Ihren Vertragspartnern kommunizieren, und um Ihnen die volle Kontrolle darüber zu geben, wann und wie wir Themen in Ihrer Organisation eskalieren werden.
Unser Team wird in jeder Phase des Projekts von modernster Technologie unterstützt.